Plädoyer für das Geheimnis.
Kürzlich wurde ich nach einer Show, von einer Reporterin nach dem Trick „hinter dem Trick“ gefragt.
„Wie haben Sie das gemacht? Können Sie mir bitte diesen Trick verraten?“
Und fast schon flehend fügte Sie hinzu: „Nur diesen einen - ich werde es auch keinem verraten, Ehrenwort!“
Was glaubst Du habe ich getan?
Habe ich Sie schnell abwimmeln wollen und Ihr gesagt, dass es so etwas wie ein Versprechen unter Zauberern gibt, um die Trickgeheimnisse zu schützen und zu bewahren?
Ich bei Trickverrat von der Zaubergilde bestraft werden würde?
Oder bin ich ihrem Wunsch nachgekommen und habe ihr diesen einen Trick verraten um ein besseres Interview zu bekommen?
Wir alle wissen, dass es kein Zauberehrenwort gibt, mich kein Verein von der Offenbarung eines kleinen Tricks abhalten kann und es keine Trickgeheimnisse gibt, die nicht irgendwo nachgelesen oder ergoogelt werden könnten…
Es spräche also nichts gegen eine kleine Erklärung aus Sympathie oder der unausgesprochenen Belohnung auf einen glanzvollen Artikel, oder?!
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nicht alles Wissen preisgeben und jedes Geheimnis bereitwillig lüften sollten.
Nicht wegen mir, sondern wegen meines Gegenübers.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der fast alles verfügbar ist, rund um die Uhr - 24 Stunden. Alles kann von überall nachgelesen, bestellt und heruntergeladen werden. Das macht diese Welt auf einer Seite so effizient, transparent und kontrollierbar.
Die ständige Verfügbarkeit von Allem und jedem hat jedoch seinen Preis. Der Preis der Entzauberung. Was nutzt all das Wissen & die Verfügbarkeit, wenn es Dich nicht berührt?
Ich finde, Du musst nicht wissen wie sich diese Spielkarte in eine andere Spielkarte verwandelt hat, oder der Ball in Deine Hand kommt.
Wenn Du bereit bist deinen analytischen Verstand für einen Moment auszublenden, bietet dir eine Zaubershow oder auch nur ein einmaliger Trick die Chance auf ein unnachahmliches Erlebnis und echter emotionaler Berührung. Denn Du wirst mit der Zeit vergessen wie der Trick funktioniert, nicht jedoch das Gefühl, dass es in Dir ausgelöst hat.
Oder fragst Du Deinen Lieblingsmusiker nach einem Auftritt, nach welchen Akkorden er dieses Lied gespielt hat?